Macallan

Macallan 1959 80° PROOF  GRADI 46°, 26²/³ FL.OZS., 75cl:

Ursprünglicher Kaufpreis: ca. 90€
Derzeitiger Wert: ca. 550€
Bewertung (Verkostungsdatum): 94 Punkte (21.11.2008 – Heinz Geburtstags-Samples)

Nase: Unglaublich dicht, schwer und cremig nach weicher, gefühlvoller, buttriger Sahne; Dörrobst, Rosinen, Datteln mischen sich unter einen ausgewogenen Cocktail von Fudge, Café-Latte, Stratiatella, geriebenen Mandeln und natürlich Sherry. Der Geruch ist wahrhaftig ein Gedicht – eine gewaltig charismatische, vielschichtige Komposition.
Geschmacklich ein klein wenig kantiger und dynamischer als man nach dem Geruch erwarten würde – wohl eine gute Sache. Nach dem ganz kurzen einleitenden, erste Dynamik aufbauenden Vorspiel wird in dieser feinen Geschmackssymphonie gleich im ersten Satz nicht in Adagio, sondern im kräftigen Allegro aufgespielt: Leitmotiv sind vor allem herbere, nussige Noten, wildes Getreide, Heidekraut unterlegt mit einer kleinen Spur Schärfe, die wie eine Kette alle Schattierungen und Nuancen an sich bindet und ihnen zusätzliche Dynamik und Kraft verleiht und für zusätzliches Prickeln sorgt – sehr passend.
Dies setzt sich die nächsten 2 Sätze fort, aber mit himmlischen Streichern unterlegt und komplettiert: orientalisches Trockenobst, eine gehörige intensive Note Sherry, süßer Honig, Malz, ja fast türkischem Honig gleich….so angenehm süß; dazu Karamell, Kandiszucker, kandierte Mandeln – ein einziger Überschwall und Reichtum von dem man nicht bekommen kann.
Im langen Abgang verliert er nur wenig an Brillanz und ist auch noch im 5. Satz voll im Takt und voller Esprit; es erwartet einem ein ganz großes Finale, welches selbst in den letzten Takten noch verspielt und variantenreich ist ohne jemals trocken zu werden.
Ein wahrhaftiges Meisterwerk des ganz großen Komponisten Macallan. Was dieser „alte Herr“ drauf hat, von dem können fast alle jungen nur träumen. Für das Siegel „Best oft he Best“ bräuchte er nur noch eine Spur mehr Volumenprozente.


Macallan 19J Signatory, 25.05.1988/11.10.2007, Cask No. 4934, 268 Flaschen, Abfüllung für Vinothek St. Stephan, 56,2%:

Ursprünglicher Kaufpreis: ca. 90€
Derzeitiger Wert: ca. 100€
Bewertung (Verkostungsdatum): 84 Punkte (07.08.2008 + 02.05.2009)

Nase: Ein fruchtiges, delikates sehr harmonisches “Süppchen” für die Nase. In den dominierenden süßen stark getreidigen Bourbon-Charakter sind charaktervolle frische Obst- und Zitrus-Töne (Banane, Stachelbeere, Kokos, Orangen) eingebunden und mit einer perfekt dazu harmonierenden Malz- und Eichennote sowie Nuancen von gebratenem Reis und trockenem Heu unterlegt.
Dieser Macallan leugnet nicht, in Fassstärke abgefüllt zu sein; im Gegenteil, er brüstet sich gar sehr mit seinen Volumenprozenten – der Alkohol ist nicht sonderlich gut eingebunden. Adstringierende Schärfe dominiert, lässt den sich dahinter scharrenden Geschmacksnuancen zu wenig Luft, sich zu entfalten…ein Spätzünder mit Gummiband – wann immer Eiche, Getreide, buttriger, dunkel-herber Sirup, Malzmilch und Nüsse loslegen wollen, das Marzipan, Rum-Bananen und Orangenschalen zaghaft einen Versuch unternehmen, aus der Deckung zu kommen, die starke alkoholische Schärfe lässt das nicht wirklich zu; sie vermögen es nicht, sich nachhaltig den Raum zu verschaffen, den diesen Whisky wirklich groß werden hätte lassen können.
Wenn sich der Alkohol endlich verzieht, gibt nur noch wenig nahrhaften Boden. Er wird im Abgang sehr trocken und eher stumpf: altes Holz, erdige, moorige, brackige Noten, Fino Sherry, Walnußöl, ungesüßte Lakritze; nur dann und wann ein süßer malziger „Aufblitzer“. An Länge fehlt es ihm jedenfalls nicht! Länger stehen lassen und diese Abfüllung gewinnt merkbar hinzu.