Octomore

Octomore 2_140 OA, 62,5%:

Ursprünglicher Kaufpreis: ca. 90€
Derzeitiger Wert: ca. 110€
Bewertung (Verkostungsdatum): 84 Punkte (14.05.2010)

Nase: Für den hohen Alkoholgehalt und den fast wahwitzigen Torfgehalt überraschend verhalten, aber, was noch mehr verwundert und verzückt, ist schlichtweg die Tatsache, dass sich das Torfmonster besser zu tarnen weiß, als ein Navy-Seal-Sniper. Faszinierend, wie milchige Bourbon-Süße kombiniert mit Butterfudge sämtliche Rauch- und Torfnoten gegen die Wand spielt; nur die starke Phenoligkeit in Kombination mit Mullbinden bietet ein fast ebenbürtiges Gegengewicht und deutet die Wucht und Kraft des Destillats an.
Geschmacklich der reinste Wolf im sensorischen Schafspelz – das trifft es vorzüglich! Wahrlich eine bombastische Granate, die da auf dem Gaumen einschlägt – wer sich nicht auf diese wahnwitzige Explosion vorbereitet und sich vom Geruch in die Irre führen lässt, dem kann der erste Schluck gar übel mitspielen. Die Kombination aus hohem Alkoholgehalt und immenser Torfigkeit ist wie ein bombastischer Vulkanausbruch am Gaumen; der gewaltigen Erruption folgt glühende Lava, die brennend die Kehle hinab rinnt. Dieser Whisky hat aber neben seiner Kraft, Gealt und Energie noch einen weiteren wichtigen Trumpf in der Hand, denn die so deutliche Bourbon-Süße im Geruch, spielt auch geschmacklich (außer beim Abgang ganz zum Schluss) eine große, gewichtige Rolle: Sie ist wie die Kette, die das „Monster“ im Zaun hält und wesentlich entschärft; ein ganz wesentlicher Faktor und Garant dafür, dass diese Abfüllung nicht eindimensional ist und überraschend gut zu trinken ist.
Der lange Abgang ist trocken, brackig nach kalter Asche, Rauch und Torf versetzt mit holzigen Noten; dazu klingt noch ein Rest an Schärfe nach.
Trotz der Kombination aus Torf und Süße von einem subtilen Whisky zu sprechen, wäre natürlich völlig verfehlt, aber er erhebt auch gar keinen Anspruch darauf. Eine Abfüllung, die Grenzen auslotet, die extrem ist, seinen Trinker bis an sein Limit fordert, ihn aber nicht überfordert – für mich eine gelungene Gradwanderung.