Ardbeg

Ardbeg „Very Young“ OA 1998/2004, 58,3%:

Ursprünglicher Kaufpreis: ca. 40€
Derzeitiger Wert: ca. 230€
Bewertung (Verkostungsdatum): 85 Punkte (17.06.2005 + 24.04.2007)

Nach dem Hineinriechen würde man nie auf einen so jungen Islay-Whisky tippen, denn so kraftvoll und gehaltvoll er sich ankündigt, so unüblich ausgewogen und harmonisch ist das Aromaspiel zwischen Rauch, Torf und Salz auf der einen Seite und süßlichen Noten, Pumpernickel auf der anderen Seite.
Geschmacklich knüpft er nicht wirklich daran an, was aber kein Fehler ist, denn diese ungestüme, rohe jugendliche Gewalt von Rauch, Torf, Jod, Meeresgischt, Karbol, Leder, kaltem Rauch überschwemmt so unverfälscht und rein den Gaumen, dass es nichts ausmacht, wenn die süße Malzigkeit nicht dagegen halten kann und sich nicht annähernd die Waage hält. Nichtsdestotrotz sorgt sie für ein wenig Balance, Abwechslung und hervorragende Ergänzung, die dann im leicht öligen, aber leider nicht übermäßig langen Abgang einen Höhepunkt erreicht; da ist diese Bombe fast sanft und anschmiegsam, auf jeden Fall gezähmt, leider irgendwie ausgehöhlt.
Toller Whisky, vor allem für dieses Alter! Leider hat der Hype um Ihn den Preis in astronomische Höhen getrieben, sodass das anfängliche exzeptionelle Preis-Leistungsverhältnis (der ursprünglicher Verkaufspreis lag bei ca. 40€) mittlerweile alles andere als gegeben ist.


Ardbeg „Still Young“ OA 1998/2006, 56,2%:

Ursprünglicher Kaufpreis: ca. 45€
Derzeitiger Wert: ca. 120€
Bewertung (Verkostungsdatum): 88 Punkte (26.12.2008)

Nase: Die Jugendlichkeit des Destillats ist klar erkennbar: eine klare, erfrischende Brise salziger, leicht spritiger Meeresluft, in der auch vereinzelt Getreide, Gräser, Blockmalz, Minze, Orangenschalen und Kumquats auszumachen sind, die aber mit mächtigen Aromen von Torf, Jod, Rauch in der zweiten Reihe unterlegt ist und diesen 8-jährigen Ardbeg für seinen Reifegrad subtil und sehr ansprechend erscheinen lässt.
Geschmacklich hat er noch ein paar Trümpfe mehr in der Hand und sticht spielend seine Kollegen gleichen Alters und auch zahlreiche deutlich höheren Alters aus. Ein gewaltiger Ausbruch in ihm schlummernder und zunächst nicht versiegen wollender Kraft läutet das Geschmackserlebnis ein: Torf, Rauch, Salz,….aber was für eine kontrollierte Eruption! Während beim „Very Young“ die süße Malzigkeit nicht gegen diese raue „Insel-Gewalt“ anzukämpfen vermag, bildet sie hier beim Nachfolger einen ebenbürtigen Gegner; nein ein kongenialen Partner, welcher als steter, treuer Begleiter einen unschätzbaren Beitrag dazu leistet, dass dieser Whisky harmonisch und ausgewogen ist, subtil und aufregend zugleich. Bis zum letzten Moment verausgabt sich dieser „junge Wilde“, stemmt sich gegen ein allzu schnelles Verebben – mit Erfolg, auch wenn er natürlich in dieser Kategorie irgendwann einmal seinem jungen Alter Tribut zollen muss; auch dieser Malt kann nicht ewig über seine Verhältnisse Gaumenfreuden bescheren.
Selbst der Abgang ist von diesem Wechselspiel – Torf, Rauch, Salz mit/gegen Malz, Maische, Milchschokolade – geprägt, zieht einem bis zuletzt in seinen Bann und wird nie trocken.
Noch herausragender als sein kleiner Bruder und allemal wert auf Vorrat angelegt zu werden….die Quellen sind aber am versiegen und ein Preis von unter 150€ kann schon bald als Schnäppchen bezeichnet werden.