Glengoyne

 Bestehend seit 1833; in Betrieb
Region: Südwest Highlands / Hersteller: Ian Macleod Distillers /
Internet: www.glengoyne.com

Glengoyne 17 Jahre OA, 43%:

Ursprünglicher Kaufpreis: ca. 50€
Derzeitiger Wert: ca. 55€
Bewertung (Verkostungsdatum): 82 Punkte (23.10.2003 + 13.05.2010)

Nase: Es ist wie ein großer Ballen Seide, der vor einem ausgerollt wird: sanft, elegant, weich, voll und elastisch sowie unglaublich appetitanregend. Am dominierendsten tritt unter einer Schicht aus Eiche und Haselnuss, Vanille und Marzipan hervor. Buttriges Karamell und Fudge fügen sich harmonisch in diese feine Webstruktur. Etwas versteckt im Hintergrund vermeint man ganz deutlich erfrischende Gurke und einen Hauch Grainberry zu vernehmen.
Der Geschmack kann nicht ganz die geweckten Hoffnungen erfüllen. Die erste Assoziation die sich einem aufdrängt ist, dass dieser Highland-Whisky ein absolut typischer Aperitif ist. Er beginnt ziemlich trocken und schafft es im Laufe seiner Entwicklungsphase diese Charakteristik noch immer weiter in den Vordergrund zu stellen.
Diese Abfüllung erhebt weder den Anspruch mit ausgeprägtem Geschmack aufzufallen, noch mit verschiedenen Facetten zu prälieren. Man könnte fast sagen, ein „Mitläufer“: eher verhalten, ohne große geschmacklichen Ecken und Kanten. Aber halt, auch wenn er kein Alpha-Tier ist, so hat dieser Whisky (vor allem um diesen Preis) doch einiges in die Waagschale zu werfen. Dass er nicht sehr intensiv und aufdringlich ist, bedeutet keinen Nachteil und ist oftmals auch „Trumpf“. Auf der Habenseite stehen jedenfalls angenehme Nussigkeit, herb hölzerne Malzigkeit, dazu ein Schuss Sherry und Toffee, der aber gegen Ende zu der aufdringlichen Eiche nichts mehr entgegen zu setzen hat.
Der Whisky verendet im Gaumen schließlich äußerst trocken. Trotzdem kann man im Abgang trockenen Lehmboden, Heublume, Trockenobst herausfiltern.
Ein feiner Alltagswhisky, perfekt für Einsteiger, dazu ein idealer Aperitif-Vertreter mit relativ langem Abgang. Empfehlenswert.


Glengoyne Ronny's Choice OA; 23.12.1982/Mai 2005, Bourbon Barrel Cask No. 449, 200 Flaschen, 53,6%:

Ursprünglicher Kaufpreis: ca. 135€
Derzeitiger Wert: ca. 180€
Bewertung (Verkostungsdatum): 89 Punkte (27.10.2007 – Lindores WhiskyFest 2007)

Ein absolute betörender Geruch, bei dem insbesondere verführerische unverfälschte Vanille in Reinkultur die Nase umschmeichelt; in Kombination mit Pistazie ergibt das ein absolut edles Zweigespann – kaum zu übertreffen. Die restlichen Noten von Biskuit bis Frühstücksmüsli sind da kaum mehr auszumachen.
Da sieht man, was ein qualitativ hochwertiges Bourbon-Fass für einen herrlich ausgewogenen, süßlichen, facettenreichen Malt generieren kann, ganz ohne jegliche so in Mode gekommene Nachreifung. Wüsste man es nicht besser, wäre man stark versucht, auf ein Madeira-Finish zu tippen, da eine herrliche schwere Süßwein-Note den Charakter mitprägt. Diese Abfüllung ist aber deutlich subtiler und ausdifferenzierter; gewachsen und nicht aufgesetzt: fließende Übergänge und eine breite Palette; keine überragende Geschmacksnote. Das Spektrum reicht von süßer Spätlese über getrockneten Gräsern hin zu schärferen, salzigen Kräutern.
Im langen Abgang herrschen Milchhonig, Mandeln, Karamell, frische Kräuter und eine Brise Meersalz vor; buttriges Biskuit wirkt dabei wie Balsam.